13.08.2019

Gemeinsamer Ausbildungsabend THW, freiwillige Feuerwehr und Malteser Hilfsdienst Aachen

Am Dienstag den 13.08.2019 stand ein gemeinsamer Ausbildungsabend von THW, freiwilliger Feuerwehr und Malteser Hilfsdienst auf dem Plan. Ausbildungsziele waren die erweiterte Zusammenarbeit der einzelnen Organisationen und die Grundlagen zum Umgang mit gefährlichen Stoffen und die Grundlagen von Kontamination und Dekontamination.

Wissenswert:

Gefährliche Stoffkombinationen im Haushalt

Wir alle haben sie im Haushalt, doch nur Wenigen ist bewusst, dass die Kombination von bestimmten Reinigern unter Umständen zu einer sehr gefährlichen, bis sogar lebensbedrohlichen Situation führen kann. Werden beispielsweise hypochlorit-haltige Sanitär- oder Desinfektionsreiniger mit sauren Chemikalien (wie essig-, oder zitronensäurehaltigen Reinigern) gemischt, kann dabei giftiges Chlorgas entstehen.

Bereits geringe Mengen von Chlorgas führen zu Reizungen von Augen und Atemwegen, sowie zu Husten und Erstickungsgefühlen. Hohe Konzentrationen können schwere Atembeschwerden und im schlimmsten Fall eine chemisch verursachte Lungenschädigung mit möglicher Todesfolge hervorrufen.

 

Dieser „Haushaltsunfall“ sollte die Grundlage des auszubildenden Szenarios darstellen.

Bei fiktiven Reinigungsarbeiten in der THW Unterkunft in der Eckener Straße wurden versehentlich hypochlorit-haltige Reiniger mit Essigsäure gemischt. In der vorgefundenen Lage sollten 8 Realpersonen (gespielt von unserer Grundausbildung) und 2 Übungspuppen unmittelbar von dem entstandenen Chlorgas betroffen sein.

Hierbei kam dem ersteintreffende Rettungsmittel, in Form eines RTW (Rettungswagen), gestellt durch den Malteser Hilfsdienst Aachen, die erste betroffene Person um hilferufend und mit einem nach Chlor riechenden Lappen entgegen. Nach erster Betreuung und Lagefeststellung alarmierten die Kollegen vom Rettungsdienst das THW und die freiwillige Feuerwehr zur Personenrettung nach.

Daraufhin rückte das THW mit 2 Bergungsgruppen mit Gerätekraftwagen 1 (GKW1) und die freiwillige Feuerwehr mit einem wasserführenden Fahrzeug einem Tanklöschfahrzeug (TLF) auf das Gelände der Unterkunft nach.

Nach Festlegung des Gefahren- und Absperrradius um die Einsatzstelle, rüsteten sich 2 Trupps der Bergung mit schwerem Atemschutz aus und betraten das Unterkunftsgebäude zur weiteren Lagefeststellung und Erkundung. Ein weiterer Trupp stand hierbei als Sicherheitstrupp am Rand des Absperrradius.

 

Wissenswert:

GAMS-Regel

Bei Einsätzen mit Gefahrgut wird nach der s.g. GAMS-Regel vorgegangen.

G = Gefahr erkennen

A = Absperren

M = Menschenrettung

S = Spezialkräfte anfordern

 

Im Rahmen des erweiterten Katastrophenhilfekonzeptes verfügt das THW neben der persönlichen Schutzausstattung (PSA) und dem schweren, Umluft unabhängigem Atemschutz (Körperschutz Form 1), ebenfalls über Anzüge der Körperschutz Form 2 (erweiterter Kontaminationsschutz).

 

Während die Atemschutztrupps das Gebäude erkundeten, errichteten die verbleibenden Helfer der Bergungsgruppen eine Dekontaminationsstelle (Notdekontamination) um die eigenen Kräfte und die betroffenen Personen dekontaminieren zu können. Die Wasserversorgung erfolgte hierbei durch das TLF (14-TLF-3000-1) der freiwilligen Feuerwehr mit seinem integrierten 3.600 Liter tank und dem entsprechenden Schnellangriff des Fahrzeuges. Im Einsatzfall würden hier die Spezialkräfte der Feuerwehr, die s.g. Dekontaminationseinheiten zum Einsatz kommen.

 

Nach Auffinden der für den Unfall verantwortlichen Chemikalien wurde eine weitere Ausbreitung durch die vorgehenden Atemschutztrupps verhindert und eine Belüftung des Gebäudes eingeleitet. Im Einsatzfall würden hier die Spezialkräfte der Feuerwehr in s.g. Chemikalien-Schutz-Anzügen (CSA, Körperschutzform 3) zum Einsatz kommen.

Die betroffenen Personen wurden entsprechend aus dem Gebäude gerettet und der Dekontaminationsstelle zugeführt.

 

Nach Dekontamination wurden die Betroffenen an den Rettungsdienst zur weiteren Behandlung übergeben. 

Zu Ausbildungszwecken wurde hierbei noch die Einteilung der Betroffenen in Kategorien, die s.g. Triage, simuliert. Im Einsatzfall, bei einer Schadenslage mit mehreren verletzten, oder betroffenen Personen, würde einen solche Triage durch den leitenden Notarzt vorgenommen.

 

Nach erfolgreicher Dekontamination aller Beteiligte war der 1. Ausbildungsdurchgang beendet und nach kurzer Feedback-Runde wurde die komplette Simulation ein Zweites mal durchlaufen und die zuvor erlernten Abläufe zu festigen und weitere Verfeinerungen im Ablauf zu erreichen.

 

Wir bedankten uns bei allen Beteiligten und besonders bei den Kollegen der freiwilligen Feuerwehr Aachen Haaren und den Kollegen des Malteser Hilfsdienstes Aachen für die Unterstützung.

Ein besonderer Dank gilt unserer Grundausbildung für die Darstellung der Betroffenen und Verletzten.

 

Ausbildungsplanung: Daniel Schwarzer (Gruppenführer 1.TZ), Jennifer Schwarzer (Ausbildungsbeauftrage), Sascha Manß (Gruppenführer 2.TZ)

 

Bericht: Sascha Manß (Gruppenführer 2.TZ)

 

Fotos: Horst Wipper (Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit), Jennifer Schwarzer (Ausbildungsbeauftrage), Sascha Manß (Gruppenführer 2.TZ)


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